Kernaussage 7
im Detail

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Der Umbau der Erdgas-Fernleitungsnetze in eine zentrale Wasserstoffinfrastruktur und die Fokussierung auf Wasserstoff anstelle von synthetischem Methan in verbleibenden Anwendungen der Industrie und Energiewirtschaft bringt Effizienz- und Kostenvorteile.

Durch die Transformation des bestehenden Erdgas-Fernleitungsnetzes in eine zentrale Wasserstoffinfrastruktur können Effizienzvorteile gegenüber einer Nutzung von Power-to-Gas in der Industrie und für Gaskraftwerke gehoben werden. Der Bedarf kann durch eine Priorisierung der europäischen Wasserstofferzeugung (insbesondere Offshore) und zusätzliche Importe gedeckt werden. PtL-Importe verbleiben dann nur noch für stoffliche Nutzung und im (internationalen) Verkehr.

Wenn gasförmiger Wasserstoff-Import per Pipeline aus Nordafrika einen relativ niedrigen Benchmark-Preis setzt, wird etwas weniger PV im Energiesystem benötigt. Obwohl die nationale Stromerzeugung um 20 TWh geringer ausfällt, reduziert sich der Importbedarf für PtX um 100 TWh. Wenn stattdessen flüssiger Wasserstoff preissetzend wäre, würde eine höhere nationale Wasserstofferzeugung mit höheren PV-Anteil wettbewerbsfähig werden.

Über das Erschließen von Import-Optionen hinaus sollte Europa auch eine eigene Wasserstoff-Produktion aufbauen. Hier bestehen Offshore-Potenziale, welche aufgrund teilweise fehlender Netzanschlussmöglichkeiten frühzeitiger explizit für eine H2-Erzeugung ausgebaut werden können. Diese können den gasförmigen Wasserstoff für Industrieverbraucher (z.B. Stahlindustrie) oder in der Energiewirtschaft für neue Gasturbinen effizient bereitstellen. Hier ist eine höhere Wettbewerbsfähigkeit gegeben. Für eine Treibhausgasneutralität und eine Kompensation einer mittelfristigen Überschreitung der „deutlich unter 2°C“-Temperaturgrenze ist eine Kompensation durch negative Emissionen aus heutiger Sicht wahrscheinlich. In diesem Zusammenhang müssen nichtvermeidbare CO2-Quellen in Europa wie z.B. aus Zementherstellung auch abgeschieden werden, und stehen nicht für eine Weiterverarbeitung von H2 zu PtX zur Verfügung. Da deswegen auch in Europa eine teure CO2-Abscheidung aus der Luft notwendig würde und dagegen flüssige H2-Importe höhere Verluste und damit auch Kosten aufweisen, ist aus heutiger Sicht in Europa eine gasförmige Wasserstofferzeugung zu priorisieren und PtL eher außerhalb Europas zu beziehen. Langfristig bietet dabei die Nutzung von gasförmigen Wasserstoff in Anwendungen die nicht elektrifizierbar sind Effizienzvorteile gegenüber der Erzeugung von PtG und PtL (Stahl- und Düngemittelherstellung, Gaskraftwerke und KWK sowie Heizwerte in der Industrie und Fernwärme, und Schiffe sowie Züge auf nicht-elektrisierten Stecken).